Sonderumfrage beleuchtet speziell Entwicklung der letzten fünf Jahre

Bürokratie ist erhebliche Belastung für große Mehrheit der Betriebe  

Bürokratiebelastung im Handwerk
Bürokratiebelastung im Handwerk © Rawpixel.com/shutterstock.com

Kammerbezirk. Bürokratie ist für die große Mehrheit der Handwerksbetriebe eine erhebliche Belastung.  Jeder zweite Betrieb im Kammerbezirk Dortmund verbringt mittlerweile mehr als fünf Stunden zusätzlich pro Woche damit, bürokratische Aufgaben zu erledigen. Das hat eine Sonderumfrage bei rund 700 Unternehmern ergeben, die parallel zur Konjunkturumfrage durchgeführt wurde.

89 Prozent aller Befragten geben an, dass der Aufwand in den letzten fünf Jahren gestiegen ist. 

Auf die Frage, wie stark der Betriebsalltag durch bürokratische Abläufe beeinträchtigt sei, antworteten:

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Dass die Selbstständigkeit dadurch an Attraktivität verliert, meinen 70 Prozent. Der Mehraufwand durch Bürokratie bedeutet für 61 Prozent der Befragten, dass ihnen weniger Zeit für die Bearbeitung von Aufträgen bleibt und für die Kunden dadurch längere Wartezeiten entstehen. Bei 37 Prozent wirkt sich die Bürokratie nicht nur auf die Fertigstellung von Aufträgen aus, sondern ihre Leistungen und Produkte werden auch teurer. Und: 17 Prozent der Betriebe verzichten sogar auf die Einstellung zusätzlicher Mitarbeiter, um den zeitlichen Aufwand für Bürokratieerfordernisse zu begrenzen.

Gabor Leisten, HWK-Abteilungsleiter Betriebswirtschaftliche und Technische Unternehmensberatung
Gabor Leisten, HWK-Abteilungsleiter Betriebswirtschaftliche und Technische Unternehmensberatung © Handwerkskammer Dortmund

Gabor Leisten, Leiter der HWK-Unternehmensberatung: „Bürokratische Prozesse und Dokumentationspflichten belasten Handwerksbetriebe in starkem Maße und binden Kapazitäten. Trotz aller politischen Ankündigungen in den vergangenen Jahren ist der bürokratische Aufwand für eine große Mehrheit der Betriebe eher gestiegen. An dieser Stelle ist die Politik dringend gefordert für Entlastungen zu sorgen. Denn: Durch den hohen bürokratischen Aufwand der Betriebe verlängern sich Wartezeiten der Kunden, verteuern sich handwerkliche Dienstleistungen und verschärft sich das Fachkräfteproblem. Zu viel Bürokratie schadet nicht nur dem Handwerk, sondern auch unserer Gesellschaft.“

Hauptursache für mehr bürokratischen Aufwand sind nach Auffassung von 75 Prozent der Betriebe, die einen Anstieg registriert haben, ständige Anpassungen an neue Regelungen, Gesetze und Vorschriften.

  • 58 Prozent nehmen eine steigende Zahl neuer Nachweis-, Dokumentations- und Meldepflichten als negative Entwicklung wahr
  • 49 Prozent bemängeln den steigenden Umfang bzw. Zeitaufwand für bereits bestehende Nachweis-, Dokumentations- und Meldepflichten
  • 31 Prozent verweisen auf unverständliche Inhalte von Regelungen, 20 Prozent auf die Dauer von Verwaltungsverfahren, 17 Prozent auf komplexe Antragsverfahren, 12 Prozent auf Zertifizierungsvorgaben und/oder Anforderungen durch Geschäftspartner  

Dazu befragt, welche Bereiche das größte Potenzial für eine effektive Entlastung des Betriebs von Nachweis-, Dokumentations- und Meldepflichten böten, gaben die Umfrage-Teilnehmer an:

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Positiv: Die Kommunikation mit den Behörden erfolgt bei 59 Prozent der Betriebe überwiegend digital, was fast alle (56 Prozent) als entlastend wahrnehmen. Von den 41 Prozent, die nicht digital mit Behörden kommunizieren, bemängelt über die Hälfte (53 Prozent) ein fehlendes Angebot. 51 Prozent empfinden bestehende Angebote als zu kompliziert oder zeitaufwendig, 41 Prozent stört die Vielzahl an Plattformen und Portalen. 23 Prozent nennen wechselnde technische Voraussetzungen / Verfahren zwischen den Verwaltungen als Grund.

Den Konjunkturbericht Herbst 2023 und die Sonderumfrage (Bürokratiebelastung im Handwerk) finden Sie unter:

hwk-do.de/konjunktur