Handwerksbetriebe erhoffen gute Auftragslage, weniger Bürokratie und mehr Wertschätzung

„Wir verdienen unser Geld schließlich als Handwerker – draußen auf der Baustelle“

Auf dem Foto v.l.: Heike van gen Hassend, Konditormeisterin und Inhaberin der Bäckerei Lingemann, Bochum (© riedmannPhotography), Michael Dittmar, Kfz-Meister und Mitinhaber der Dittmar & Stachowiak GmbH, Bochum (© André Chrost PhotoDesign) und Katja Lilu Melder, Metallbauerin, Meisterin für Metall-Schweißen und Geschäftsführerin BMG Santec, Hamm (© Privat)

Kammerbezirk. Viele Handwerkerinnen und Handwerker sind mit gemischten Gefühlen ins neue Jahr gegangen. Globale Krisenherde, steigende Energiekosten und der wachsende Fachkräftemangel sind nur einige der Herausforderungen, mit denen das Handwerk derzeit konfrontiert ist. „Dennoch sollten wir, als Vertreter des Handwerks, nicht den Mut verlieren und optimistisch in die Zukunft blicken. Es liegt an uns, den Kopf nicht in den Sand zu stecken, sondern konstruktiv nach vorne zu schauen“, erklärt Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer (HWK) Dortmund, mit Blick aufs neue Jahr.

Stimmen aus dem Kammerbezirk Dortmund – Nachgefragt: Was erhoffen Sie sich für das Jahr 2024?

Heike van gen Hassend, Konditormeisterin und Inhaberin der Bäckerei Lingemann, Bochum:
„In 2024 möchten wir unseren Online-Versandservice ‚Torte on Tour‘ stärker ausbauen und damit unsere Sichtbarkeit auf ein neues Level heben. Auch außerhalb von NRW wollen wir einen höheren Bekanntheitsgrad erreichen. Dafür laufen bei uns gerade alle Vorbereitungen. Ebenso ist es mir ein persönliches Anliegen, mich noch intensiver mit starken Frauen aus dem Handwerk zu vernetzen. Dabei geht es nicht nur darum, kollektiv nach außen zu kommunizieren, dass das Handwerk auch für Frauen alle Türen offenhält, und generell mehr Wertschätzung erfahren sollte, sondern auch darum, zu zeigen, dass man in der Gemeinschaft manchmal mehr erreichen kann, als, als Einzelkämpferin. Diese Botschaft ist schließlich auch für die Nachwuchsgewinnung wichtig. Wer sein Gewerk attraktiv präsentiert ist auch für die jungen Menschen auf der Suche nach einer beruflichen Zukunft interessanter.“

Michael Dittmar, Kfz-Meister und Mitinhaber der Dittmar & Stachowiak GmbH, Bochum:
„Wir sind mit unserem Unternehmen ständig im Wandel und versuchen, uns an aktuelle Gegebenheiten anzupassen. Das ist jedoch nicht immer leicht. Das Geschäft läuft für uns aktuell sehr gut, was aber auch daran hängt, dass man von einem guten und loyalen Team umgeben ist. Mein Wunsch ist es daher, dass unsere Mitarbeiter uns möglichst lange erhalten bleiben. Das ist in der heutigen Zeit aber nicht mehr selbstverständlich. Mit Blick auf das Jahr 2024 hätte ich zudem gerne mehr ‚Tagesgeschäft‘ und weniger böse Überraschungen. Die passieren oft durch Umstände wie den enormen Bürokratieaufwand. Dokumentationspflichten und Gefährdungsbeurteilungen sind um ein vielfaches komplizierter geworden, als es meiner Meinung nach noch sinnstiftend ist. Hier sollte sich dringend etwas tun. Und auch für die Welt wären weniger böse Überraschungen sehr wünschenswert.“

Katja Lilu Melder, Metallbauermeisterin und Geschäftsführerin BMG Santec, Hamm:
„Obwohl wir mit der Auftragslage absolut zufrieden sind, werden uns die hohen Bürokratielasten wohl auch in 2024 begleiten. Ich erlebe seit den letzten Jahren immer wieder, wie viele Kolleginnen und Kollegen mit ihren Betrieben ums Überleben kämpfen. Hier würde ich mich wünschen, dass sich auf politischer Ebene für das Handwerk noch mehr tut. Wir verdienen unser Geld schließlich als Handwerker –draußen auf der Baustelle. Zur handwerklichen Arbeit komme ich durch den großen Aufwand, der hinter zahlreichen Kontroll-Formularen, Listen und Nachweisen steckt, leider nicht so häufig, wie ich es eigentlich für nötig halte. Die derzeit stark angespannte Lage im Weltgeschehen ist natürlich auch etwas, das in 2024 hoffentlich zumindest an einigen Ecken etwas Entspannung erfährt.“