Kammerbezirk. Transformative Prozesse wie fortschreitende Digitalisierung, der ökologische Wandel durch Dekarbonisierung und der demografische Umbruch stellen das Handwerk vor Herausforderungen. Sie verändern nicht nur die Arbeitsweise, sondern auch die Anforderungen an die Qualifikationen der Beschäftigten. Das hat eine Sonderumfrage zur Transformation der Arbeit bei rund 700 Handwerks-betrieben im Kammerbezirk Dortmund ergeben, die zusammen mit der Agentur für Arbeit Hagen parallel zur Konjunkturumfrage der Handwerkskammer (HWK) Dortmund im Frühjahr 2025 durchgeführt wurde.
„Bei mehr als jedem vierten Handwerksbetrieb besteht ein konkreter Qualifizierungsbedarf vor allem im technischen und fachlichen Bereich, um die Belegschaft für die neuen Anforderungen der Arbeitswelt zu rüsten“, sagt Tobias Schmidt, Geschäftsführer Bildungszentren der Handwerkskammer Dortmund. „Trotz der Einsicht in die Notwendigkeit von Maßnahmen wird die Umsetzung jedoch häufig durch einen erheblichen Zeitmangel in den Betrieben ausgebremst. Die Arbeitswelt ist im Wandel: Digitalisierung, Dekarbonisierung und demografische Veränderungen sind nur einige der Faktoren, die die Branche nachhaltig prägen. Diese Entwicklungen machen es erforderlich, dass Handwerksbetriebe ihre Mitarbeitenden gezielt weiterbilden, um wettbewerbsfähig zu bleiben.“
Jeder zweite Mitgliedsbetrieb beobachtet Wandel in der Arbeitswelt
Wie hoch ist der Fortbildungsbedarf im Handwerk tatsächlich? Und in welchen Bereichen sehen die Betriebe die größten Herausforderungen? Die Ergebnisse der Sonderumfrage zeigen, dass 49 Prozent der befragten Betriebe die Veränderungen in ihrem Betrieb wahrnehmen. Dies bedeutet jedoch auch, dass 51 Prozent der Betriebe keine direkten Auswirkungen der Transformation erkennen – ein Hinweis darauf, dass die Wahrnehmung und Betroffenheit von Branche zu Branche unterschiedlich ausfallen. Bei 28 Prozent der Betriebe besteht ein konkreter Fortbildungsbedarf für die Mitarbeitenden. Gleichzeitig sind 30 Prozent der Betriebe bereit, ihre Mitarbeitenden für mindestens 120 Stunden im Jahr – also etwa drei Wochen – freizustellen, um an Trainings teilzunehmen. Besonders auffällig ist, dass gut die Hälfte dieses Bedarfs produktspezifisch ist, was die enge Verzahnung von Fachwissen und technologischem Wandel im Handwerk verdeutlicht.
Technische Fähigkeiten im Fokus
62 Prozent der befragten Unternehmer im Handwerk sehen vor allen einen großen Bedarf an technischen Qualifizierungen. Darüber hinaus halten 35 Prozent der Betriebe eine Kompetenzerweiterung im Bereich Zeitmanagement und Arbeitstechniken für sinnvoll – ein Indiz dafür, dass die Effizienzsteigerung in der Arbeitsorganisation ebenfalls eine zentrale Rolle spielt. Weitere wichtige Felder sind betriebswirtschaftliche Kenntnisse, IT-Kompetenzen sowie Führungskompetenzen. Themen wie Steuern und Recht, Gesundheitsmanagement, Projektmanagement und Fremdsprachenkenntnisse werden ebenfalls als relevant eingestuft. Diese Ergebnisse zeigen, dass die Transformation der Arbeitswelt auch organisatorische Kompetenzen und Weitblick erfordert.
Zeit- und Geldmangel sind Fallstricke
Den Schulungsbedarf zu erkennen, bedeutet jedoch nicht automatisch, dass dieser auch umgesetzt werden kann. 71 Prozent der Betriebe nennen Zeitmangel als größte Hürde für die Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden. Gerade in kleineren Betrieben wirkt sich der Ausfall von Mitarbeitenden durch Schulungen besonders deutlich aus. Viele Betriebe geben auch an, dass es an passenden Angeboten am Abend oder an Wochenenden fehle, um die Teilnahme an Weiterbildungen besser in den Arbeitsalltag integrieren zu können. Auch die hohen Kosten sind ein Problem: 57 Prozent der Betriebe sehen hierin ein wesentliches Hindernis.
Finanzielle Förderung und neue Lernformate gewünscht
Um die Weiterbildung der Mitarbeitenden zu erleichtern, wünschen sich 80 Prozent der Betriebe eine finanzielle Förderung. Dies zeigt, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eine entscheidende Rolle spielen. Ein Drittel der Betriebe gibt an, dass eine strukturierte Übersicht über bestehende Angebote hilfreich wäre, um die Planung und Umsetzung von fachlichen Fortbildungen zu erleichtern. Auch neue Lernformate wie E-Learning stoßen auf Interesse: 30 Prozent der Betriebe vermissen ein erweitertes Angebot in diesem Bereich. Besonders kleinere Betriebe könnten von der Flexibilität solcher Formate profitieren, da sie Mitarbeitenden ermöglichen, sich orts- und zeitunabhängig weiterzubilden.
Den Konjunkturbericht Frühjahr 2025 und die Sonderumfrage (Transformation der Arbeit) finden Sie unter: