Kammerbezirk. Die Konjunkturumfrage der Handwerkskammer (HWK) Dortmund zeichnet für die erste Jahreshälfte 2025 ein weiterhin differenziertes Stimmungsbild. 83 Prozent der 703 Handwerksbetriebe, die sich an der Frühjahrs-Konjunkturumfrage beteiligt haben, schätzen ihre wirtschaftliche Situation als gut oder zumindest zufriedenstellend ein. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Wert leicht gesunken (86 Prozent). Die Erwartungen für das kommende Winterhalbjahr fallen vorsichtiger aus als noch vor einem Jahr: 81 Prozent der Betriebe rechnen mit einer mindestens befriedigenden Geschäftslage. Im Frühjahr 2024 lag dieser Wert noch bei 85 Prozent. Das Geschäftsklima, berechnet als Durchschnitt aus Erwartungen und Geschäftslage, hat sich mit 82 Prozent im Vergleich zum Vorjahr etwas verschlechtert.

Schwache Konjunkturindikatoren zeugen von angespannter Geschäftslage
Die zunehmend angespannte Geschäftslage im Kammerbezirk spiegelt sich auch in den Konjunkturindikatoren wider. Unter den befragten Handwerksbetrieben geben mehr Betriebe an, Aufträge verloren als dazugewonnen zu haben. Ähnlich verhält es sich beim Gesamtumsatz: Nur rund ein Fünftel der befragten Betriebe kann Umsatzsteigerungen verzeichnen, während 35 Prozent einen Rückgang verbuchen mussten. Für das kommende Halbjahr zeigen sich die Betriebe jedoch optimistischer: Mehr Unternehmen erwarten einen Anstieg bei Aufträgen und Umsatz. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass die Betriebe im vergangenen Halbjahr weniger investiert haben (27 Prozent Rückgang). Ein Drittel der Betriebe plant Investitionen in den kommenden sechs Monaten sogar weiter zurückzufahren.
Aktuell liegt die Auftragsreichweite bei acht Wochen, knapp unter dem Wert vom Frühjahr 2024 mit 8,1 Wochen. Der durchschnittliche Auslastungsgrad der Betriebe beträgt 80 Prozent und liegt damit unter dem Niveau des Frühjahrs 2024 (85 Prozent). Das Preisniveau ist im vergangenen halben Jahr bei fast der Hälfte der Betriebe (47 Prozent) gestiegen, während lediglich elf Prozent ihre Preise gesenkt haben.
Besonders im Nahrungsmittelhandwerk erhöhten 75 Prozent der Betriebe ihre Preise. Mit Blick auf die kommenden sechs Monate rechnen 34 Prozent aller Betriebe mit weiteren Preiserhöhungen.
„Die wirtschaftliche Entwicklung im Kammerbezirk zeigt derzeit leider kaum positive Impulse. Vieles bewegt sich seitwärts – echte Wachstumsdynamik bleibt aus“, sagt Kammerpräsident Berthold Schröder. „Ein zentrales Hemmnis ist nach wie vor die überbordende Bürokratie. Immer neue Regelungen, Nachweispflichten und Antragsverfahren binden Ressourcen, die in den Betrieben dringend für das Tagesgeschäft gebraucht werden. Die versprochenen Entlastungen kommen in der Praxis kaum spürbar an – das ist frustrierend für viele Unternehmerinnen und Unternehmer im Handwerk.
Zunehmend angespannt ist die Lage im Bau- und Ausbaugewerbe. Die Entwicklung verläuft leider so, wie wir es prognostiziert hatten. Viele eigentlich dringend notwendige Projekte liegen auf Eis. Öffentliche wie private Auftraggeber zögern, Investitionen werden verschoben oder ganz gestrichen. Die Zahlen des Statistischen Bundesamts belegen es: Die Zahl der Baugenehmigungen ist im vergangenen Jahr auf den tiefsten Stand seit 2010 gefallen. Das trifft gerade kleinere und mittlere Betriebe besonders hart.“
Aktuelle Geschäftslage im Handwerk verharrt auf Herbstniveau
Während Auftrags- und Umsatzrückgänge im Bauhauptgewerbe Investitionen und Neueinstellungen erschweren, bleibt die Geschäftslage bei den Betrieben im Ausbaugewerbe auf hohem Niveau (87 Prozent). 41 Prozent der Ausbauhandwerker schätzen ihre Lage sogar als „gut“ ein. Die Handwerke für den gewerblichen Bedarf bewerten ihre aktuelle Geschäftslage trotz einer weiterhin angespannten gesamtwirtschaftlichen Lage im Frühjahr 2025 zu 75 Prozent positiv.
Die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage fällt im Kfz-Handwerk deutlich besser aus als im übrigen Handwerk und wird lediglich von den Gesundheitshandwerken übertroffen. Die steigende Anzahl an Pkws und eine hohe Nachfrage bei Privatkunden sichert Werkstätten eine gute Auslastung.
Im Nahrungsmittelhandwerk ist besonders auffällig, wie schon in den vergangenen Umfragen, die Entwicklung der Verkaufspreise: 75 Prozent der Betriebe erhöhten aufgrund der gestiegenen Lebensmittel- und Energiekosten ihre Preise, während kein einziger Betrieb seine Preise senkte. 94 Prozent der Gesundheitshandwerke bewerten ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder zumindest befriedigend – so viele wie in keinem anderen Gewerk.
76 Prozent der Betriebe in den Handwerken der personenbezogenen Dienstleistungen schätzen ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder zufriedenstellend und damit etwas schlechter als im übrigen Handwerk (83 Prozent) ein. Trotz steigender Ausbildungszahlen fehlen in diesem Bereich Fach- und Nachwuchskräfte.
Weitgehend ähnliches Stimmungsbild in den KH-Bezirken, Unterschiede bei den Erwartungen
Die allgemeine Stimmungslage (sieh Abb. unten) ist in allen KH-Bezirken weitgehend ähnlich. Die Betriebe in der KH-Region Ruhr bewerten ihre aktuelle Geschäftslage jedoch etwas besser als der Durchschnitt im gesamten Kammerbezirk, während die Einschätzung der Betriebe der KH Dortmund Hagen Lünen leicht darunter liegt. Bei den Erwartungen zeigen sich regionale Unterschiede: Die Betriebe in der KH-Region Ruhr blicken deutlich optimistischer auf die kommenden sechs Monate als alle anderen Regionen (85 Prozent). Im Gegensatz dazu sind die Betriebe der KH Dortmund Hagen Lünen deutlich zurückhaltender in ihren Prognosen (78 Prozent). Die Betriebe der KH-Region Hellweg-Lippe (80 Prozent) liegen sowohl bei der Einschätzung der aktuellen Geschäftslage als auch bei den Erwartungen nahezu auf dem Niveau des gesamten Kammerbezirks (81 Prozent).
„Wir befinden uns in einer Zeit gebremster wirtschaftlicher Entwicklung, die viele Branchen vor große Herausforderungen stellt“, so Bernd Marquardt, Stv. Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Dortmund Hagen Lünen und Stadthandwerksmeister. „Gerade jetzt zeigt sich die besondere Bedeutung des Handwerks als verlässlicher Stabilitätsfaktor und zugleich als Motor für den Wandel in unserer Region. Der demografische Wandel stellt uns dabei vor neue Aufgaben. Unsere Betriebe setzen jedoch alles daran, den steigenden Fachkräftebedarf zu decken – durch intensive Anstrengungen bei der Gewinnung von Auszubildenden und qualifizierten Fachkräften.“
Den Konjunkturbericht Frühjahr 2025 und die Sonderumfrage (Transformation der Arbeit) finden Sie unter: