HWK-Konjunkturumfrage zeigt stabile Geschäftslage trotz steigender Herausforderungen

Beschäftigung als Lichtblick, Investitionen zurückhaltend

© Alex from the Rock/Shutterstock

Kammerbezirk. Das Handwerk im Bezirk der Handwerkskammer Dortmund blickt auf ein durchwachsenes zweites Halbjahr 2025 zurück. Die aktuelle Konjunkturumfrage unter 581 Betrieben zeigt, dass 83 Prozent der Unternehmen ihre wirtschaftliche Situation als gut oder zufriedenstellend bewerten. Damit bleibt die Geschäftslage stabil, liegt jedoch leicht unter dem Vorjahreswert (84 Prozent). Die Erwartungen für das kommende Winterhalbjahr sind mit 80 Prozent sogar optimistischer als im Vorjahr (77 Prozent).

Geschäftsklima weiterhin robust

Das Handwerk zeigt sich insgesamt widerstandsfähig. Der Geschäftsklimaindex, der als Mittelwert aus aktueller Lage und Erwartungen berechnet wird, liegt bei 82 Prozent. Die Beschäftigung bleibt ein Lichtblick: 23 Prozent der Betriebe haben in den vergangenen sechs Monaten zusätzliche Mitarbeitende eingestellt, während 19 Prozent einen Rückgang verzeichnen. Die durchschnittliche Auftragsreichweite beträgt aktuell 7,5 Wochen und bleibt damit unter dem Niveau der Vorjahre.

© HWK Dortmund

Berthold Schröder, Präsident HWK Dortmund: „Die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage zeigen deutlich: Unser Handwerk ist nach wie vor ein stabilisierender Faktor in der regionalen Wirtschaft, auch in schwierigen Zeiten. Dennoch dürfen wir die Herausforderungen nicht unterschätzen. Viele Betriebe kämpfen mit sinkender Nachfrage, steigenden Kosten und einer wachsenden Investitionszurückhaltung. Gerade vor dem Hintergrund globaler Unsicherheiten, hoher Energiepreise und einer insgesamt schwächeren Baukonjunktur ist es umso wichtiger, dass die Politik für Verlässlichkeit sorgt und Investitionsanreize setzt. Das Handwerk steht bereit, die Transformation in Richtung Nachhaltigkeit und Digitalisierung aktiv mitzugestalten. Dafür braucht es aber auch verlässliche Rahmenbedingungen und eine Stärkung der dualen Ausbildung. Nur so können wir auch in Zukunft Fachkräfte gewinnen und die Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe sichern.“

Beschäftigung bleibt stabil, Investitionen sind zurückhaltend

Die Konjunkturindikatoren zeigen eine weiterhin angespannte Lage im Handwerk. Unter den befragten Handwerksbetrieben gaben mehr Betriebe an, Aufträge verloren (34 Prozent) als dazugewonnen zu haben (24 Prozent). Ähnlich fällt das Bild beim Gesamtumsatz aus: Der Anteil der Betriebe mit Umsatzsteigerungen lag lediglich bei 23 Prozent, während 29 Prozent einen Rückgang verzeichneten. Auch bei den Investitionen überwog in den vergangenen sechs Monaten die Zurückhaltung: 27 Prozent der Betriebe reduzierten ihre Investitionen, 24 Prozent stockten sie auf. Deutlich positiver ist allerdings die Beschäftigungsentwicklung: 23 Prozent der Betriebe verzeichneten mehr Beschäftigte, bei 19 Prozent nahm die Mitarbeiterzahl ab.

Branchen im Vergleich: Ausbaugewerbe auf hohem Niveau

Während das Ausbaugewerbe mit 88 Prozent auf einem hohen Niveau bleibt, verschlechtert sich die Stimmung im Bauhauptgewerbe (77 Prozent gegenüber 80 Prozent im Herbst 2024). Auch in den kommenden Monaten erwarten die Betriebe keine Besserung: Die Erwartungen an die Konjunktur für die nächsten sechs Monate liegen bei 76 Prozent und damit unter der Einschätzung im übrigen Handwerk (80 Prozent). Negative Einflussfaktoren sind die schwache Nachfrage im Wohnungsbau sowie der Investitionsstau im öffentlichen Bau. Positiv wirken sich hingegen die Nachfrage im Wirtschaftstiefbau – getrieben von der Energie- und Mobilitätswende – sowie der anhaltend hohe Investitionsbedarf aus.

Auch im Nahrungsmittelhandwerk (71 Prozent) ist eine Verschlechterung der Geschäftslage spürbar. Hier stiegen die Preise bei 71 Prozent der Betriebe, was die anhaltende Kostenbelastung widerspiegelt. Für die kommenden sechs Monate erwarten 86 Prozent der Betriebe jedoch, dass sich ihre Lage nicht verschlechtert – eine positivere Einschätzung als im übrigen Handwerk (80 Prozent).

Regionale Unterschiede im Stimmungsbild

Die Stimmungslage ist in allen Kammerbezirken ähnlich, jedoch zeigen sich bei den Erwartungen regionale Unterschiede. Während die Betriebe in der Region Ruhr (82 Prozent) optimistischer auf die kommenden Monate blicken, sind die Prognosen im Bezirk Dortmund Hagen Lünen (78 Prozent) und in der Hellweg-Lippe Region (79 Prozent) zurückhaltender. Mit 84 Prozent bewertet der KH-Bezirk Hellweg-Lippe seine aktuelle Geschäftslage am besten.

© HWK Dortmund

Christian Sprenger, Kreishandwerksmeister KH Dortmund Hagen Lünen: „Die Ergebnisse der aktuellen Umfrage spiegeln eine gewisse Zurückhaltung bei unseren Betrieben wider. Zwar bewerten viele ihre aktuelle Lage noch als stabil, doch die Erwartungen an die kommenden Monate sind deutlich gedämpft. Die anhaltende Unsicherheit bei Aufträgen und Investitionen sorgt dafür, dass viele Unternehmen abwarten und geplante Projekte verschieben. Gerade in diesem Umfeld ist es entscheidend, dass wir als regionale Handwerksorganisation unsere Betriebe eng begleiten und gemeinsam nach Lösungen suchen, um wieder mehr Zuversicht und Investitionsbereitschaft zu schaffen. Das Handwerk braucht jetzt Verlässlichkeit und klare Perspektiven, damit es seine Rolle als Rückgrat der regionalen Wirtschaft weiterhin erfüllen kann.“

© HWK Dortmund

Christoph Knepper, Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe:
„Unsere Betriebe im Bezirk Hellweg-Lippe stehen vor besonderen Herausforderungen. Zwar bewerten viele ihre wirtschaftliche Lage derzeit noch als befriedigend, doch die Investitionszurückhaltung ist deutlich spürbar. Stagnierende oder rückläufige Auftragslagen führen dazu, dass Unternehmen zögern, in neue Technik oder zusätzliche Mitarbeiter zu investieren. Gerade jetzt ist es wichtig, dass das Handwerk geschlossen Flagge zeigt und gegenüber der Politik deutlich macht: Wir brauchen verlässliche Rahmenbedingungen, damit Betriebe wieder Mut zu Zukunftsinvestitionen fassen. Das Potenzial ist vorhanden – doch ohne Planungssicherheit fehlt der Anreiz für langfristiges Wachstum. Ein Beispiel ist die Kommunale Wärmeplanung (KWP): Viele Kommunen wissen selbst noch nicht, welche Gebiete künftig an ein Wärmenetz angeschlossen werden sollen. Betriebe stehen dadurch vor der Frage: Soll ich jetzt in eine Wärmepumpe oder neue Gasheizung investieren – oder kommt bald Fernwärme? Diese Unsicherheit bremst Investitionen in nachhaltige Technologien – und ist gerade für energieintensive Betriebe wie größere Bäckereien kaum tragbar.“

© Jens Südmeier/Tischler NRW

Wolfgang Hoffmann, Kreishandwerksmeister KH Ruhr: „Die aktuelle Konjunkturumfrage zeigt, dass das Handwerk in der Region Ruhr insgesamt stabil bleibt, auch wenn die großen Sprünge ausbleiben. Besonders positiv ist, dass die Mehrheit unserer Betriebe ihre Beschäftigtenzahlen halten kann und sogar jeder zehnte Betrieb neue Arbeitsplätze geschaffen hat. Das spricht für die Verlässlichkeit des Handwerks als Arbeitgeber. Gleichzeitig sehen wir, dass die Investitionsbereitschaft weiterhin zurückhaltend ist und viele Betriebe abwarten. Hier brauchen wir stärkere Impulse, um Innovationen und Modernisierung voranzubringen. Die Erwartungen für die kommenden Monate sind vorsichtig, aber wir sind überzeugt, dass unser Handwerk mit seiner Anpassungsfähigkeit auch diese Phase meistern wird.“

Den Konjunkturbericht Herbst 2025 und die Sonderumfrage (Ausbildungssituation im Handwerk) finden Sie unter: